Dienstag, 19. April 2011

6. August 2008: Ertappt! Vom Schwindel auf Schienen

53 Prozent der Blick am Abend-Leser wollen mehr von Katja Walder (Effretikon ZH)

«Isch da no frei?» - der S-Bahn-Klassiker. Das Nicken kommt meist widerwillig. Dabei bahnen sich in solchen geteilten Abteilen die spannendsten Begegnungen an. So wie vor einiger Zeit in der S8. Mit meinem kreativen Vorbild Ana betrete ich den Zug. «Isch da no frei?» Wir setzen uns zu zwei Fremden, die in ein Gespräch vertieft sind. «Hey, ich känn im Fall eini», sagt der eine, «die lismet so Mütze! So gschtreifti, die gönd so ufe in Spitz, huere geil!». Seine Begleitung ist beeindruckt. Ich werde hellhörig. Ana schaut irritiert. Unser Abteil-Genosse erzählt weiter: «Weisch, die Kollegin, die macht das dihei, z'Winti! Die hätt im Dachzimmer e riisigi Lismi-Maschine! Und verchauft ihri Mütze im Wullstübli vo de Rosaly». Ein Parallelgespräch ist unmöglich. Ana und ich lauschen gebannt. «Weisch, die Mütze, die passed sich de Chopfform aa, huere geil!». Mit meinem Knie schubse ich Ana an. Sie verdreht die Augen. Erstaunlich, wie gelassen sie bleibt. Wir rattern weiter Richtung Effretikon, während sich unser Abteilnachbar weiterhin brüstet mit den Strickfähigkeiten und den Mützen seiner Kollegin. Gerade als es am Spannendsten wird, erreichen wir Effrektikon. Wir raffen unsere Jacken und Taschen zusammen und planen unseren Abgang. «Tschüss», sagen wir zu den beiden. Sie würdigen uns keines Blickes. Als wir schon fast weg sind, dreht sich Ana nochmal zu ihm um: «Hey! Dini Kollegin, die mit de Mütze, das bin dänn im Fall ich!» Der Arme schaut gedemütigt. Sich mit falschen Freunden zu schmücken, ist grundsätzlich armselig. Dass es so unbarmherzig ans Licht kommt, tut uns fast schon wieder leid.

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